ANALYSE

Klimawandel & Nachhaltigkeit

Die Herausforderungen an den Weinbau: Welche neuen Züchtungsmethoden können ihr Potenzial für den Weinbau in Südtirol und darüber hinaus entfalten?

von Michael Oberhuber*

Die Sorteninnovation im Weinbau verläuft prinzipiell in sehr langen Zyklen. Eine Reihe von Rebsorten, die für den heutigen Südtiroler Weinbau von Bedeutung sind, wurden im 19. und 20. Jahrhundert eingeführt und haben im Laufe der Zeit zu einem reichhaltigen Sortenspektrum geführt.

Diese Vielfalt ist einerseits für den Weinkenner attraktiv, macht es allerdings schwieriger, Südtirol als Weinland zu positionieren, sodass das Sortenspektrum eher reduziert als ausgebaut wird.

Andererseits stellen Veränderungen in den Kundenanforderungen und in den Anbaubedingungen neue Herausforderungen an den Weinbau insgesamt.

Der Klimawandel und die Verbesserung der Nachhaltigkeit werden als zentrale Aspekte dieser Herausforderungen gesehen, zu deren Meisterung neue Züchtungsmethoden und Rebsorten einen zentralen Beitrag leisten können.

Die Grundlagewissenschaften haben in den letzten Jahren eine Reihe neuer Züchtungsmethoden hervorgebracht. Dazu gehören die „Markenunterstützte Selektion“, „Cisgenetik“, „Smart Breeding“ und „Genome Editing“.

Angesichts der genannten langen Innovationszyklen ist es zum gegebenen Zeitpunkt zu früh, die Auswirkungen einzelner Technologien auf den Südtiroler Weinbau endgültig abschätzen zu können, ihr Potenzial liegt aber in ihrer Gesamtheit und den künftigenn Möglichkeiten, die Entwicklung von Sorten gezielt zu steuern.

Dazu gehört die Verbesserung von bestehenden Sortentypen als auch die Züchtung von neuen Sorten, die deutlich weniger Pflanzenschutz erfordern und resilienter gegenüber klimatischen Veränderungen sowie veränderten Kundenforderungen sind.

„Prinzipiell wäre es möglich, Resistenzeigenschaften aus Wildreben in etablierte Rebsorten wie Chardonnay oder Vernatsch zu übertragen und sie damit weniger krankheitsanfällig zu machen.“

Wichtig dabei ist, dass das Erbgut innerhalb derselben Art, also von Rebe zu Rebe, ausgetauscht werden kann, so wie dies auch bei der klassischen Züchtung der Fall ist.

Die neuen Züchtungsmethoden unterscheiden sich somit von der herkömmlichen „Gentechnik“, weshalb derzeit auf europäischer Ebene geprüft wird, ob sie unter das Gentechnikgesetz fallen.

Diese Entscheidung wird wesentlich bestimmen, welche neuen Züchtungsmethoden ihr Potenzial für den Weinbau in Südtirol und darüber hinaus entfalten können.

* (Versuchszentrum Laimburg)
Foto: ©123RF.com

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