WEINREISE

Faszination Jura

Wie oft bin ich am Jura schon vorbeigefahren auf meinem Wege nach Burgund oder in die Champagne! Jetzt hat es endlich für einen Zwischenstopp gereicht.

von Christine Mayr

Es war natürlich eine wundersame Fügung als Frank Smulders MW die Reise für eine kleine Gruppe von Weinakademikern ausgeschrieben hatte.

Das Jura definiert sich als Land zwischen der Schweiz und Burgund. Es ist zudem auch der Name der lokalen Bergregion, welche die Schweiz von Frankreich trennt.

Und vor allem ist die Bezeichnung als erdgeschichtliche Formation, besser bekannt als Jurassic (welche vor ungefähr 230 – 160 Millionen Jahren entstand) –  ein bekannter Begriff. Die grauen und schwarzen mergelhaltigen Kalkböden entstanden durch Sedimentation, während das gesamte Gebiet unter dem Meer lag. Vor ungefähr 65 Millionen Jahren tauchte dann das Jura langsam empor an die Oberfläche. Einige Millionen Jahre später entstanden durch den Druck der jüngeren Alpen in Richtung Bresse-Ebene verschiedene Plateaus.

Dieser Vorgang und der Einfluss der Gletscher während der Eiszeiten schufen vor allem die geeigneten Bedingungen, welche wir für den Weinbau heute vorfinden. Die verschiedenen Einkerbungen und Einschnitte, welche während dieser Zeit auch entstanden, nennt man Reculées. Sie dienen den verschiedenen Wasserläufen als Weg.

Das Weinbaugebiet erstreckt sich als relativ schmaler Streifen etwa über 80 km entlang des Gebietes des Revermont.

Das sogenannte „Bon Pays“ umfasst vier AOP-Weine mit Ursprungsbezeichnung: Côtes du Jura, Etoile, Arbois und Château Chalon. Die erste AOC wurde 1936 verliehen und somit gehört das JURA zu einer der ältesten geschützten Weinbauzonen Frankreichs. Des Weiteren gibt es generische AOP-Bezeichnungen wie Crémant du Jura für Schaumweine, welche mit der klassischen Zweitgärung hergestellt werden, Macvin du Jura, eine Mistelle aus Most und Marc du Jura, sowie Marc du Jura, ein Tresterbrand. 90 %  aller Weine sind AOP-Abfüllungen.

Fünf Rebsorten haben im Jura ihr Habitat gefunden: Chardonnay und Savagnin, sowie die Rotweinsorten Poulsard oder Ploussard, Trousseau und Pinot Noir.

Schriftlich belegt ist, dass die Weinberge des Jura im X. Jahrhundert angelegt wurden. Wahrscheinlich geht jedoch der Weinbau des Jura auf das III. Jahrhundert zurück. Weine aus Arbois waren damals genau so berühmt wie die Weine aus Beaune in Burgund und Bordeaux.  Vor der Reblauskatastrophe erstreckten sich die Weingärten über 20 000 Hektar. Heute sind es rund 1850 Hektar.

1906 wurde im Jura die erste Winzergenossenschaft Frankreichs die Coopérative Fruitière Vinicole d‘Arbois gegründet. Auch Louis Pasteur ist ein Sohn des Bon Pays. Er wurde 1822 in Dole geboren. 1866 veröffentlichte er seine Arbeiten über den Wein und die Fermentation. Die Studien dazu und zu den Hefepilzen beruhen dabei auf Versuchen in seinem Weinberg von Rosières in Arbois.

„Fünf Rebsorten haben im Jura ihr Habitat gefunden: Chardonnay und Savagnin, sowie die Rotweinsorten Poulsard oder Ploussard, Trousseau und Pinot Noir.“ 

Die wichtigsten Flüsse sind die Saône und der Doubs, welche in die Rhône münden, sowie der Cuisance und der Loue.  Auch wenn das Jura als gebirgig angesehen wird, erreichen die Weinberge im Allgemeinen eine Höhe von nur 220 – 450

Metern Höhe. Diese liegen auf westwärts gerichteten Hügeln, welche sich parallel zwischen dem Fuße des Jura-Gebirges – Premier Plateau genannt – und der Ebene von Bresse erstrecken.

Die Böden enthalten meist tonhaltigen Mergel verschiedener Couleur; in den Weinbauzonen Etoile und teilweise in Château Chalon trifft man auf Meeresfossilien, vor allem auf Seesternchen. Austernförmige Versteinerungen sind typisch für die Côtes du Jura und teilweise für das Arbois. Hie und da tritt kalkhaltiger Dolomitgestein zu Tage, welcher für den Anbau von Chardonnay geeignet ist. Verglichen mit Burgund kann man laut der Autorin Wink Lorch (Jura Wine.. with local food and travel tips) folgende Behauptung aufstellen: das Jura besteht zu 80 % aus Mergel und 20 % Kalk, während an der Côte d’Or das Verhältnis umgekehrt ist.

Das Klima wird als nördliches Semi-Kontinentalklima bezeichnet mit kalten Wintern, warmen Sommern und viel Niederschlag (1000 – 1500 mm jährlich). Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 11,8 °C. Steigende Temperaturen während der Vegetationsperiode sind auch hier zu beobachten. Dies führt dazu, dass Chaptalisation immer seltener gebraucht wird und der Anbau roter Rebsorten sehr davon profitiert.

Auch wenn über 100 Gemeinden für den Weinbau wichtig sind – so zählen vor allem vier:  Salins-les Bains, Arbois, Poligny und Lons-le-Saunier. Die wichtige Stadt Dole hingegen liegt etwas außerhalb nördlich der Weinregion. Als Vergleich sollte dienen, dass das Jura kaum größer ist als Margaux in Bordeaux!!! Und dabei aber viel komplexer ist, was seine Weinstile anbelangt. Das ist auch einer der Gründe, was die Faszination dieses Weinbaugebietes ausmacht.

Die Poulsard-Rebe ist eine einheimische Rebsorte. Laut den letzten genetischen Untersuchungen scheint eine Verwandtschaft mit der Schweizer Rebsorte Rèze aus dem Wallis wahrscheinlich. Sie nimmt etwa 14 % der Rebfläche ein. Aus ihr werden sowohl Rotweine als auch Roséweine und Crémant Rosé gekeltert. Auch Vin de Paille oder Strohweine werden produziert. Die daraus gewonnen Weine sind nicht sonderlich farbintensiv und ergeben leichte, süffige Weine.

Die feinsten Rotweine werden aus Trousseau gewonnen. Sie scheint ein Abkömmling der heimischen Savagnin-Rebe zu sein, ist aber auch in Portugal seit circa 200 Jahren als Bastardo bekannt. Wie die Rebsorte auf die Iberische Halbinsel gelangt sein könnte, ist unbekannt! Die besten Lagen für Trousseau liegen bei Montigny auf tieferen warmen ton- und feuersteinhaltigen Kiesböden. In der Vergangenheit oft in Blends „versteckt“, profitiert die Rebsorte von den klimatischen Veränderungen und wird immer öfter reinsortig als feiner Rotwein auf den Markt gebracht.

„Die feinsten Rotweine werden aus Trousseau gewonnen. Sie scheint ein Abkömmling der heimischen Savagnin-Rebe zu sein, ist aber auch in Portugal seit circa 200 Jahren als Bastardo bekannt.“

Pinot Noir ist die zweitwichtigste rote Rebsorte des Jura mit 13 % der Rebfläche. In den Archiven von Château Arlay gibt es schriftliche Belege dafür, dass Blauburgunder schon seit dem 13. Jh. hier unter dem Namen Noirin angepflanzt wurde.  Als einzige der fünf wichtigsten Rebsorten ist sie nicht für die Produktion von Vin de Paille vorgesehen. Dafür wird aus ihr Crémant, Macvin und natürlich Rotwein produziert. Ein alter Klon mit großen Trauben und kleinen Beeren wird unter dem Namen Pinot Noir du Jura oder Savagnin Noir geführt. Die daraus gewonnen Weine gelten als weniger fruchtbetont aber rustikaler.

Chardonnay ist mit 42 % die erfolgreichste Rebsorte des Jura.  Dies hat mit der Nähe zu Burgund zu tun, aber auch mit dem Erfolg des Crèmant du Jura. In alten Schriften wird er als Pineau Blanc, als Melon d’Arbois, als Gamay Blanc oder als Luisant geführt. Er wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert eingeführt, riskierte aber immer wieder in Vergessenheit zu geraten. Erst ab 1774 sind seine Qualitäten offiziell anerkannt.  Er gedeiht auf verschiedenen Bödenformationen – wobei grauer Mergel nicht unbedingt zu seinen Lieblingsböden gehört. Besonders gut gedeiht er auf kalkhaltigen, eher wärmeren Kiesböden – dort  erbringt er  „burgundische“ Weine. Auf schweren tonhaltigen Mergelböden wirken die Weine etwas oxidativer, auch wenn die Fässer vollgefüllt sind (ouillé).

Savagnin – die vielleicht berühmteste Rebsorte des Jura ist identisch mit Traminer und…. sie stammt aus dem Jura. Dies scheinen die DNS-Analysen zu bestätigen. Im Jura wird er oft auch Naturé genannt. Es gibt verschiedene Varianten: Savagnin Vert mit hoher Säure und Savagnin Jaune, welcher aromatischer ist. Im Süden des Revermont gibt es etwas Savagnin Muscaté, eine Gewürztraminerart mit weißer Schale und eine Mutation des Savagnin Rose. Seine Geschichte ist indessen ganz stark mit der Geschichte des berühmten Vin Jaune verknüpft.  Erste schriftliche Belege gibt es im 13. Jahrhundert.  23 % der Weinberge sind mit dieser robusten Sorte bepflanzt.  Schon in den vergangenen Jahrhunderten wurden Vins de gelée produziert, also Weine, welche nach dem ersten Frost entstanden. Besonders gut gedeiht der Savagnin auf den steilen Südhängen mit grauen tonhaltigen Mergelböden. Wird er nicht oxidativ ausgebaut, also ouillé, dann dominieren animierende Zitrusnoten. Im Vin Jaune hingegen – mit oxidativen Ausbau unter einer Florhefe, also nicht ouillé, dominieren die salzig-nussigen Aromen.

Man nimmt an, dass der Flor mit den Spaniern in die Region kam. Das Jura, als Teil der Franche-Comté, wurde für einige Zeit von Spanien aus regiert. Die Florhefe im Jura bildet jedoch eine ganz dünne Schicht, welche wie eine Plastikfolie aussieht, während der Flor in Jerez dicker und flockiger auftritt.

Es gibt circa weitere 25 Rebsorten, die in den letzten Jahren vor dem Aussterben bewahrt wurden und typisch für das Jura sind.  Dazu gehören Argant, Mézy, Enfariné, Petit und Gros Béclan, Peurion, Gueuche Noir, Corbeau, Maldoux und Peloursin… um nur einige zu nennen.  Sie müssen als IGP-Weine (IGP Franche-Comté) oder als Vin de France abgefüllt werden.

Die wichtigsten Appellationen

  • Côtes du Jura AOP – erstreckt sich über die gesamte Region des Jura, ausgenommen aber die für Arbois reservierten Weinberge im Norden.  Alle Weine können hier produziert werden (rot, rosé, weiß, Vin Jaune und Vin de Paille).
  • Arbois und Arbois Pupillin AOP – stellt de facto die produktivste Zone im Norden des Jura dar. Wie im Côtes du Jura sind alle Farben und Weinstile erlaubt.
  • Château-Chalon AOP – gilt für einen einzigen Weinstil. Es darf nur Vin Jaune produziert werden. Die Regeln und Kontrollen sind äußerst rigoros.
  • Weine, welche nicht den strengen Anforderungen entsprechen müssen als Côtes du Jura vermarktet werden. Diese Appellation umfasst circa 50 ha.
  • L’Etoile AOP – gilt für die Produktion von Weißweinen. Es dürfen auch Vin Jaune und Vin de Paille (hierfür auch Rotwein!) hergestellt werden.

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