Weinbaugebiet Eisacktal

Im Kerner-Land

Im Eisacktal sind heute insgesamt 82 Hektar Weinberge mit Kerner bestockt. Warum der Kerner ein Glücksfall für das Weinbaugebiet Eisacktal ist.

von Peter Baumgartner*

Das Weinbaugebiet Eisacktal unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom Weinland Südtirol: nicht nur Klima, Böden und die vorwiegend auf sehr steilen Weinberge wachsenden Reben sind charakteris-tisch für das Weingebiet, sondern auch in den Rebsorten hat das Eisacktal seine Eigenheiten: Sylvaner, Müller-Thurgau, Grüner Veltliner, Riesling und Kerner bestimmen die Reblandschaft. Und es ist gerade der Kerner aus dem Eisacktal, der in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht, und auch immer mehr geliebt und getrunken wird.

Der Kerner ist neben dem Müller-Thurgau die erfolgreichste Reben-Neuzüchtung der letzten Jahrzehnte, vielleicht auch deshalb, weil beide Sorten den Riesling als einen Elternteil aufweisen können.

Bereits 1967 kamen die ersten Kerner-Rasler durch das Landwirtschaftsinspektorat ins Eisacktal und zwar wurden ca. 100 Stück beim Fallmerayer-Hof in Tschötsch südlich von Brixen gepflanzt. Zwei Jahre später stellte die Weinproduzentengenossenschaft Neustift den Antrag für die Pflanzung von 300 Kerner-Rasler für Versuchszwecke.

Die erste größere Anlage (300 Rasler) entstand beim Pacher-Hof in Neustift im Jahr 1973. Ursprünglich wurde der Kerner im Rahmen des Eisacktaler Wein-Bauförderungsprogrammes, welches 1957 gestartet wurde, nicht gefördert, da diese Rebsorte offiziell nicht zum Anbau zugelassen war.

Im Jahre 1979, bis dahin waren ca. 4.500 Rasler gepflanzt (= ca. 1 ha), stellte das Landwirtschaftsinspektorat beim römischen Landwirtschaftsministerium den Antrag, den Kerner ins Register der zugelassenen Rebsorten einzutragen, was dann wenig später erfolgt ist.

Die großen Ausfälle durch Winterfrost in den Eisacktaler Weingärten im Jahre 1981, besonders beim Sylvaner, gaben den Anstoß, in kühlen und höheren Lagen Kerner zu setzen, da dieser wiederholt keine Frostschäden aufwies. So wurden innerhalb von 3 Jahren, besonders im Brixner Talkessel über 8.000 Rasler gepflanzt und bis 1991 waren im Eisacktal bereits 5 ha Weinberge mit Kerner bestockt.

Der erste reinsortige Kerner-Wein kam 1982 auf den Markt, allerdings bloß als Tafelwein, da die weinrechtlichen Voraussetzungen fehlten. Die Weinurteile fielen damals, aufgrund der hohen Hektarerträge, noch sehr verhalten aus.

1993 wurde die Rebsorte in die DOC-Erzeugervorschrift für das Eisacktal aufgenommen. Damit stieg auch das Interesse an dieser Sorte und es wurden in der Folge jährlich 3.000 bis 4.000 Rasler gepflanzt. Den letzten großen Schub erfuhr die Sorte in den Jahren nach 2008, sodass heute im Eisacktal insgesamt 82 ha Weinberge mit Kerner bestockt sind.

Was die Zukunft des Kerners im Eisacktal anbelangt, so kann man davon ausgehen, dass dieser schon in naher Zukunft neben dem Sylvaner die wichtigste Sorte im Eisacktal sein wird, bzw. schon ist. Aufgrund seiner Eignung für dieses Gebiet – gute Frostresistenz, erhöhte Wuchskraft, für höhere Lagen geeignet – dies auch auf Grund seiner Abstammung  (Riesling x Vernatsch) – werden laufend neue, höhere Lagen mit Kerner bestockt, welche im Eisacktal noch genügend vorhanden sind, aber es werden auch bestehende, ältere Müller-Thurgau-Weinberge mit Kerner ausgetauscht. Die Kerner-Rebflächen im Eisacktal werden somit in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen.

Vielen Dank an dieser Stelle an den Weinfachmann Helmuth Scartezzini für die wertvollen Informationen.

Helmuth Scartezzini spricht beim Kerner von einem „Glücksfall“ für das Eisacktal. Dass die Rebsorte im Eisacktal so erfolgreich ist  und so charaktervolle Weine hervorbringt, hat mehrere Gründe: nachdem die ersten Kerner-Rasler im mittleren Eisacktal angepflanzt wurden, haben die Winzer sogleich verstanden, dass diese wuchsstarke, ertragreiche und kälteresistente Sorte spezielle Lagen braucht, und zwar hohe bis sehr hohe, sonnenverwöhnte Lagen mit eher kargen Böden, damit die Rebe ein moderates Wachstum erfährt und dementsprechend niedrige Erträge hervorbringt.

„Die großen Ausfälle durch Winterfrost in den Eisacktaler Weingärten im Jahre 1981, besonders beim Sylvaner, gaben den Anstoß, in kühlen und höheren Lagen Kerner zu setzen, da dieser wiederholt keine Frostschäden aufwies.“

Die höheren Lagen bewirken eine längere Reifeperiode, womit die aromatische Reife und Ausprägung gefördert wird, während die relativ kargen Böden das Wachstum und die Ertragskraft der Rebe etwas einschränken sollen.

Dies führt zu höherer Konzentration der Beeren und in der Folge zu mehr Ausdruck, Fruchtigkeit und der bekannten Aromatik im Wein.

Gepaart mit einer dichten, belebenden Säure und einer spürbaren Mineralik ist es genau diese Aromatik, welche die Eisacktaler Kerner-Weine von den meisten anderen Kernern unterscheidet, ja sogar hervorhebt und welche dadurch eine eigene Charakteristik haben: die Eisacktaler Kerner sind exzellenter Ausdruck von Rebsorte und Gebiet.

*(Sommeliere und Weinakademiker)

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