Löwin mit Weitblick

Im Porträt: Eva Kaneppele, Weingut Ritterhof in Kaltern

von Maria Kampp

Ritterhof. Wer ihn nicht kennt, denkt an Säbelrasseln, Burgmauern und Männer hoch zu Pferd. Weit gefehlt, wenn man sich in Südtirols Weinstraße Nummer Eins umsieht! Eine bessere Adresse für ein Weingut findet sich nicht so leicht. Vor der Bilderbuchkulisse mit Berg, Palmen und dem in der Sonne blau glitzernden Kalterer See treffe ich Eva Kaneppele. Sie führt seit gut zwei Jahren das Weingut Ritterhof.

Unternehmerin durch und durch
Eva Kaneppele ist Unternehmerin durch und durch. Das verwundert keineswegs, entstammt sie doch der bekannten Brenner-Familie Roner in Tramin. Mutter Karin ist die Frau hinter der Marke Roner und führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Tante Gudrun ist die Finanzchefin und gleichzeitig Präsidentin des Ritterhofs. Das klingt nach Frauenpower pur. Evas Schwester Elke und Cousine Carmen sind ebenfalls im Familienunternehmen aktiv. Im Ritterhof dagegen hielt Evas Vater Ludwig alle Fäden in der Hand, bis Eva dann im April 2019 an der Reihe war und die Unternehmensführung übernahm.
Gegründet im Jahr 1967 vom Schweizer Weingroßhändler Emil Nüesch, hatte Ludwig im Jahr 2000 die Leitung des Weinguts übernommen. Ludwig stammt aus einer Traminer Winzerfamilie. Der Visionär führte das Weingut zwei Jahrzehnte lang, heute bezeichnet er sich als „Macher im Ruhestand“. Vater Ludwig sei weiterhin unverzichtbar, betont Eva, vor allem draußen, im Weinberg. Aber sie lässt auch keinen Zweifel daran, dass sie als Unternehmerin fest im Sattel sitzt. Nicht unbedingt mit der Lanze in der Hand, sondern mit Mut und Entschlossenheit.

Mit Mut und Entschlossenheit
„Ich bin arbeitswütig“, gibt Eva Kaneppele unumwunden zu. Schon in der Grundschule sei ihr klar gewesen, dass sie eines Tages als Unternehmerin tätig sein wolle. Seitdem geht Eva gradlinig ihren Weg. Nach der Handelsoberschule studierte sie Betriebswirtschaftslehre in Mailand, es folgte der Master-Studiengang Tourismus in Oxford. Im Zuge ihrer Ausbildung kam Eva in Berührung mit anderen Sicht- und Arbeitsweisen, lernte neue Kulturen und Mentalitäten kennen. „Eine wichtige Erfahrung für mich“, so Eva. „Sie schützt vor Betriebsblindheit. Über den eigenen Tellerrand hinausschauen ist essenziell.“ So habe sie lange Zeit Rosé geradezu gehasst, in Oxford dann jedoch gemerkt, dass alle Welt Rosé trank. „Da wurde mir klar, dass ich im Weingut am Rosé nicht vorbeikomme“, lacht sie. „Ich habe mich bekehren lassen, dass Rosé ein tolles Produkt ist, das zu machen sich mehr als lohnt.“

Weltoffen und heimatverbunden zugleich
Eva die Weltoffene ist zugleich heimatverbunden und bodenständig. Ihr Herz schlägt fürs Weingut und für Südtirol als eine hoch entwickelte Region, in der es trotz aller Errungenschaften noch viel zu tun gibt, beim Wein, in der Wirtschaft und im Tourismus. Eva bringt sich ein, egal ob im Vorstand der „Südtiroler Weinstraße“ und der „Jungunternehmer“, im „Südtiroler Weinkonsortium“ oder im Tourismusverein. „Ich brenne dafür, Südtirol voranzubringen.“ Sie sehe stets das große Ganze. Landschaft, Wirtschaft und Tourismus müssten zu einer Einheit finden. Dabei scheue sie sich nicht, auch mal kontrovers zu diskutieren und hin und wieder anzuecken. Das tut sie mit der ihr eigenen Energie, tatkräftig, unerschrocken und führungsstark. Dass die 31-Jährige im Sternzeichen Löwin ist, verwundert kaum!
Auf dem Ritterhof ist Evas Präsenz allgegenwärtig. Ihr Alltag ist vielseitig und verlangt ihr viel ab, aber man spürt, wie sehr sie die Herausforderung liebt. Ein typischer Tag im Leben von Eva? Am frühen Morgen ein Spaziergang mit Mutter Karin durch die Weinberge. Mutter und Tochter besprechen Geschäftliches, tauschen sich aus. Im Weingut dann die administrativen Aufgaben, Marketing, Erntemanagement. Eva ist stolz auf das eingespielte Team, das sie unterstützt, egal ob unten im Keller oder oben im Büro. Zusammen mit Vater Ludwig und Kellermeister Hannes Bernard wird zwischendurch verkostet, damit die Weine, die in die Flasche kommen, genauso sind, wie Eva sie haben möchte. Zwischendurch arbeitet Eva im Detailverkauf und führt Kunden durch den Weinkeller. Der Kontakt zu den Kunden ist ihr wichtig. „Nur wenn ich verstehe, was den Menschen schmeckt und warum, kann ich ihnen die Weine bieten, die sie gerne trinken möchten.“

„Wein bedeutet Erinnerung und Emotion.“
Dass die Weine des Ritterhof gerne getrunken werden, ist hinlänglich bekannt, nicht umsonst gewinnen sie stets aufs Neue prestigereiche Auszeichnungen. Das Familienweingut verfügt über 12 Hektar eigene Weinberge und arbeitet mit 32 Produzenten zusammen., die ihre Trauben von insgesamt 30 Hektar Rebfläche vom Ritten bis Salurn an den Ritterhof liefern. „Wir sind stolz auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Vertragswinzern“, betont Eva. Im weinguteigenen Versuchsweingarten wird mit PIWI-Rebsorten experimentiert, denn nichts liegt der Löwin vom Ritterhof ferner, als sich auf den Lorbeeren auszuruhen und stehenzubleiben. Als Unternehmerin mit Leib uns Seele ist sie froh darüber, dass ihr Ehemann Thomas ebenfalls Unternehmer ist. „Zum Glück hat er vollstes Verständnis für meine Arbeitswut“, lacht sie.
Trotz ihrer Hartnäckigkeit und dem Streben nach Perfektion weiß Eva zu genießen. Der Zusammenhalt in der (Groß-)Familie ist ihr wichtig, ihre Freude an den eigenen Weinen unverkennbar. Wein stehe für Erinnerungen und Emotionen, so Eva. Die drei Linien Terra, Collis und Rarus bieten Weinkennern wie Weineinsteigern Genuss auf höchstem Niveau. “Jeder Wein erzählt seine eigene Geschichte.“ Die Weine der Linie Terra sind die Bodenständigen.
„Sie sind tief in dem Land verwurzelt, in ihnen steckt ein echtes Stück Heimat.“ Hier finden sich bei insgesamt 15 Etiketten die „typischen“ Südtiroler Rebsorten, aber auch die erfrischende weiße Cuvée „Lenz“ und der Ritterhof Rosé, der nicht nur elegant und fruchtig ist, sondern auch saftig und zart würzig.

„Jeder Wein erzählt seine eigene Geschichte.“
Die Linie Collis umfasst 13 Weine, die Eva die „Auserwählten“ nennt. Nur vollreife Trauben aus den besten Hanglagen werden hier verarbeitet. Der Pinot Grigio „Opes“ zeigt eindrucksvoll, was ein Pinot Grigio kann, der sich traut, aus der Reihe zu tanzen. Aber auch bei den anderen Weinen hat Kellermeister Hannes, den Eva von klein auf kennt, ganze Arbeit geleistet. Gewürztraminer „Auratus“ begeistert mit seiner aromatischen Würze, der Sauvignon Blanc „Paratus“ mit seinen elegant hervorstechenden fruchtig-herbalen Noten. Der frisch abgefüllte Lagrein „Latus“ ist vielversprechend. Eva nennt ihn „so vielseitig und ausdrucksstark wie das Land, aus dem er kommt. Unser Lagrein gehört zu Südtirol wie kein anderer.“ Die Schätze der Linie „Rarus“ sind das Ergebnis handwerklicher Perfektion. Trauben der besten Jahrgänge werden bereits im Weinberg von Hand ausgewählt und später im Holzfass ausgebaut. „Der ‚Manus‘ Lagrein Riserva und der ‚Sonus‘ Gewürztraminer Passito sind die reine Natur im Glas.“
Wohin wird die Reise gehen? Während mein Blick übers unvergleichliche Panorama schweift und ich die großartigen Ritterhofweine verkoste, drängt sich die Frage unweigerlich auf. „Auf dem Ritterhof leben wir tagtäglich unsere große Leidenschaft,“ so Eva. „Das ist Geschenk und Verpflichtung zugleich. Unsere Weine sollen diese große Leidenschaft in den Menschen, die unsere Weine trinken und genießen, entfachen. Wenn unsere Passion auf unsere Fans übergeht, haben wir alles richtig gemacht.“

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